Wertvolles Projekt in Palästina
Es wirkt wie ein Bericht aus längst vergangenen Zeiten: Mit Unterstützung der Aktion Hoffnung konnte im Sommer eine Summer School für Kinder und junge Frauen aus Palästina stattfinden. Sie beschäftigten sich mit den eigenen Wurzeln und setzten sich mit der ökologischen Krise auseinander. Wir hoffen sehr, dass die positiven Anregungen und Ideen die schlimmen aktuellen Auseinandersetzungen überdauern. Uns erreichte folgender Projektbericht von Pax Christi:
Summer Workshops 2023 durchgeführt vom AEI - Arab Educational Institute in Bethlehem
Zwischen dem 1. Juli und dem 30. August 2023 veranstaltete das AEI die Summer School mit Workshops, die jedes Jahr in den palästinensischen Sommerferien stattfindet. Teilgenommen hatten 30 Jungen und Mädchen, 20 Studentinnen aus Artas und 40 Frauen aus den Gruppierungen des Sumud Story House.
Die Schwerpunkte der Workshops lagen auf einem ganzheitlichen ökologischen Ansatz inspiriert von der Enzyklika des Papstes „Laudato Sí“ und einem Zitat von Mahmud Darwish: In diesem Land gibt es etwas, dass sich lohnt, dafür zu leben. Diese Konzepte wurden in englischer Sprache durch eine Kombination aus Lesen, Diskussion und Kommunikation vermittelt. Die Workshops vermittelten erfolgreich die Bedeutung der Verflechtungen und Beziehungen zwischen den verschiedenen Dimensionen der Ökologie einschließlich der physischen Umwelt und der menschlichen, kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Aspekte.
Die christlich-muslimischen Beziehungen standen während der Sommerschule im Vordergrund und förderten eine heitere, friedliche Atmosphäre und den sozialen Zusammenhalt. Der Geist der Teamarbeit war in den Erzählungen, künstlerischen Kreationen und Umweltliedern, die sowohl von den Studierenden als auch von den Teilnehmerinnen vorgetragen wurden, spürbar.
Aufstellung der unterschiedlichen Aktivitäten nach Gruppen:
Die Kindergruppe
Die Kinder nahmen an täglichen Musik- und Kunststunden teil, bei denen ökologische Aspekte durch Musik, Kunst, Aktionen, Ausflügen und Diskussionen erforscht wurden. Im Musikprojekt wurden zwei Lieder einstudiert: ein Lied zur Umwelt und ein palästinensisches Lied. Ebenso wurde den Kindern das traditionelle Liedgut näher gebracht.
Im künstlerischen Teil wurden natürliche und recycelte Materialien wie Baumrinde und Karton eingesetzt. So wurde ein direkter Bezug zur Umwelt hergestellt, indem u.a. ein Baum als Symbol für saubere Luft und als Ermunterung zum Pflanzen von Bäumen kreiert wurde. Das Thema Müll wie z.B. Abfallreduzierung und Recycling wurde in einer Geschichte thematisiert und gleich praktisch mit Mülltrennung umgesetzt. Als weitere Materialien dienten alte CDs und Steine. Es entstand ein Kaktusbaum, der die palästinensische Widerstandsfähigkeit symbolisierte. Steine wurden mit verschiedenen Symbolen bemalt, die Stärke und Umweltelemente repräsentierten. Aus Flaschenverschlüssen wurden kleine Figuren als Großeltern hergestellt, die das kulturelle Erbe und die generationenübergreifenden Verbindungen darstellten.
Es gab eine Putzaktion im Garten des Sumud Story House, bei der es auch um die Wiederbelebung des Bodens unter besonderer Berücksichtigung des Umweltschutzes ging.Bei einem Ausflug nach Artas wurden die Teiche Salomons sowie das Kloster Hortus Conclusus (Verschlossener Garten) besucht. Informationen zu Geschichte und Umwelt bildeten den Schwerpunkt, es gab ein interreligiöses Gebet und Umweltsongs wurden gesungen. Ein Pooltag in Beit Sahour bescherte den Kindern eine willkommene Abwechslung mit viel Spaß und Teambuilding.
Zu den Aktivitäten im Freien gehörten ein Besuch im Garten des Sumud Story House, ein Besuch der Antonian Charitable Society für ältere Menschen und ein Ausflug zum Murad Resort.
Bei einer Initiative zur Reduzierung von Plastik- und Kartonabfällen initiierten sie die Umstellung von Plastik- und Kartonbechern auf Glasbecher als nachhaltige Maßnahme des Umweltschutzes.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Sommerworkshops den verschiedenen Altersgruppen die Grundsätze der integralen Ökologie wirksam vermittelt und das Umweltbewusstsein, die kulturelle Wertschätzung und das interreligiöse Verständnis der Teilnehmenden gefördert haben. Die Wirkung dieser Workshops ging über das Klassenzimmer hinaus und führte zu praktischen Initiativen zum Schutz der Umwelt und zur Abfallvermeidung.
Hintergrundinformationen
Das AEI ist als christlich-palästinensische Organisation seit dem Jahr 2000 Mitglied von Pax Christi International. Diese Verbindung entstand durch den em. Patriarchen Michel Sabbah, der als erster palästinensischer Priester 1987 von Papst Johannes Paul II zum Lateinischen Patriarch von Jerusalem ernannt wurde und in dieser Position bis 2008 tätig war; von 1999 bis 2007 war er Präsident von Pax Christi International. Über sein Leben gibt es einen interessanten Film, den wir in Kooperation mit der Akademie im September 2021 öffentlich vorstellten. pax christi Rottenburg-Stuttgart hatte schon vor Jahrzehnten Kontakte nach Palästina, die u.a. in einer engen Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Organisationen mündeten. Besonders eng ist der Kontakt zum AEI auch durch unseren freiwilligen Friedensdienst: Seit 2015 wird jedes Jahr eine Person über das weltwärts-Programm nach Bethlehem entsandt. Die Freiwilligen sind auch in die Vorbereitungsarbeiten der jährlichen summer school eingebunden.
Die AEI ist eine christlich palästinensische Organisation, die sich sehr stark für den interreligiösen Dialog einsetzt. Somit sind bei den Veranstaltungen sowohl christliche als auch muslimische Teilnehmer:innen vertreten. Sie ist in erster Linie im schulischen Kontext zu sehen, um Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen während der langen Sommerferienzeit Auszeiten mit vom schwierigen Alltagsleben zu ermöglichen. Seit der Gründung 1987 engagiert sich das AEI für Erziehung, Friedensbildung und Dialog und steht in direktem Kontakt mit Schulen vor Ort.