Eindrücke aus Delegationsreise nach Uganda
Diesen Sommer besuchte eine Delegation der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) unserer Diözese die Partnerbewegung in Uganda. Ziel war unter anderem, die verschiedenen gemeinsamen Projekte besser kennenzulernen. Da in einem Projekt mit gebrauchter Kleidung gearbeitet wird, war unser Projektreferent Franz Szymanski bei der Reise dabei. Hier sein Bericht:
So funktioniert das Projekt:
Die Organisation Catholic Workers Movement (CWM) in Uganda erhält seit drei Jahren regelmäßig Container mit gebrauchter Kleidung aus Laupheim. In der Hauptstadt Kampala werden die Container entgegengenommen. Von dort werden die einzelnen Ballen gepresster Kleidung an die Diözesanverbände in Uganda verteilt. Ein neu gegründetes fünfköpfiges Komitee soll den Ablauf des „Used Clothes Project“ überwachen und optimieren. So soll die Aufenthaltszeit der Container im Hafen von Mombasa (Kenia) reduziert werden, die Verteilung der Ballen und der Weitertransport sowie der Zahlungsablauf optimiert werden. Es gilt, zukünftig die Transportkosten und die gestiegenen Einfuhrzölle und Steuern zu erwirtschaften. Über die Sammelzentrale Aktion Hoffnung in Laupheim wurde jetzt eine kleine Presse gekauft, die es ermöglichen soll, die großen 190 kg schweren Ballen umzupacken und in kleinere Ballen zu pressen.
Beim Besuch in der Diözese Hoima konnten wir das Verteilzentrum besuchen. Dieses wird vom Bundesvorsitzenden Dick Komurubuga Moisa betreut. Dort werden die Ballen ausgepackt und an Einzelhändler des CWM weiter verkauft. Diese nehmen die einzelnen Kleidungsstücke mit und verkaufen sie auf Märkten weiter. Sie berichten uns, dass die Kleidung sehr gut zu verkaufen sei, da sie von besserer Qualität sei als Neuware aus China oder Gebrauchtkleidung aus Nordamerika oder Großbritannien. Die Verantwortlichen erzählten uns, dass sie Damenröcke und auch Herrenkleidung in den Ballen vermissen würden. Das liegt daran, dass diese Artikel in Deutschland weniger gespendet werden. Die erzielten Gewinne aus dem Verkauf der Kleidung nutzen sie, um das Schuldgeld für ihre Kinder zu bezahlen oder andere wichtige Ausgaben für ihre Familien zu tätigen. Die meisten der Händlerinnen und Händler sind Mitglieder in Sparvereinen, die ebenfalls von der Katholischen Arbeitnehmerbewegung begründet sind.
Allgemeine Bewertungen zum Thema Kleiderimport
Im Rahmen der Begegnungsreise suchte ich immer wieder das Gespräch mit Kleiderhändlern. Auf die Nützlichkeit von Importen von gebrauchter Kleidung erhielt ich unterschiedliche Antworten. So begrüßten insbesondere die Händler von gebrauchter Kleidung den Import dieser. Insbesondere für arme und/oder ältere Menschen, so meine Gesprächspartner, wäre Second Hand Kleidung eine gute Alternative. Auf der anderen Seite waren Händler, die Neuware oder Stoffe im Angebot hatten, ganz anderer Meinung. Diese würden einen Stopp der Importe begrüßen, da sie davon einen höheren Absatz von neuer Kleidung erwartet.
Insbesondere die Jugend Ugandas möchte liebe neue Kleidung tragen. Der Kunde in Uganda hat heute die Wahl zwischen gebrauchter Kleidung aus Nordamerika oder Großbritannien oder Neuware aus Asien aber auch Kleidung, die in Uganda angefertigt werden. Insbesondere Frauen investieren in ihre Festtagsgarderobe und lassen sich aus Stoffen, die zumindest traditionell bedruckt sind, Kleider für Fest- oder Sonntage schneidern.
Diese Stoffe stammen aus dem Kongo, Ägypten, Kenia oder Asien. Vereinzelt werden auch Stoffe in Uganda selbst hergestellt. Zum Teil mit erheblichem Anteil von Synthetik.
Bei einem Besuch auf dem größten Textil(groß)markt in Kampala, der Hauptstadt Ugandas, stellte ich fest, welch großes Angebot an gebrauchter Kleidung dort herrscht. Selbst Stollenschuhe für Fußballer sind dort käuflich zu erwerben. Zu meiner Überraschung gibt es auch eine Auswahl an Winterkleidung. Die Fahrer der zahlreichen „Boda-Boda“ Motorradtaxis, die in Uganda alles transportieren, von Menschen über Tiere bis hin zum Baumaterial, tragen gegen den Fahrtwind gerne Winterjacken. Überraschend ist ebenfalls das Angebot an gebrauchter Unterwäsche für Damen, die meiner Kenntnis nach gar nicht mehr nach Uganda eingeführt werden darf. Im Markt haben die Schneiderinnen und Schneider ihre Nähmaschinen aufgebaut, um Kleidung gleich an den Käufer anzupassen oder kleine Reparaturen durchzuführen. Auch Bügler bieten ihre Dienstleistungen an. Da der Markt keinen Strom hat, werden die Metallbügeleisen mit einer Gasflamme beheizt. Interessant sind auch Kleidungsstücke, die vor dem Erwerb bereits verändert werden. So werden insbesondere Röcke, die in gebrauchten Kleidung selten zu finden sind, da in Europa nicht mehr so viele Damenröcke abgegeben werden, aus anderen Kleidungsstücken gefertigt. Viele Kleidungsstücke werden aus T-Shirts genäht. Ebenso werden Kleidungsstücke aufgewertet wie ein Sakko das durch rote Aufnäher sich gleich in einen modischen Hingucker verwandelt hat. Beeindruckt hat mich das große Angebot an Sandalen, die aus alten Autoreifen gleich neben dem Markt hergestellt werden. Auf Nachfrage wurde mir berichtet, dass diese vor allem auf dem Land bei der Arbeit getragen werden. Nach der Entdeckung sind mir aber auch in der Hauptstadt Passanten aufgefallen, die diese Schuhe an den Füßen trugen.
Auf Nachfragen, woher die jeweils angebotene Kleidung kommt, wollten insbesondere die Großhändler, die ganze gepresst Ballen im Angebot haben, nicht eingehen. Auf den Ballen waren Beschriftungen aus Kanada und Großbritannien zu entdecken. Beeindruckend waren die Reaktionen, als ich das von der Ostafrikanischen Union angedachte Importverbot für gebrauchte Kleidung angesprochen habe. Hier wurde immer sehr unfreundlich reagiert und meist das Gespräch sehr abrupt beendet. Die Regierung ist im Moment wohl ein rotes Tuch und sollte nicht angesprochen werden. Hier spielt sicher die allgemein im Hinblick auf die Regierung bestehende Angst eine Rolle.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Kleidung in Afrika wie bei uns eine Sache der Nachfrage ist. Die Kunden mit ihrem Budget haben es in der Hand, was sie wo kaufen. Insbesondere für Menschen mit kleinerem Geldbeutel sind gebrauchte Textilien eine gute und attraktive Alternative.
September 2018, Franz Szymanski Aktion Hoffnung