Gelungene entwicklungspolitische Gesprächsreihe
Mit einer kontroversen Diskussion um die nächsten Schritte beim Thema Klimaschutz ging die entwicklungspolitische Gesprächsreihe in Reutlingen zu Ende. Die Veranstalter ziehen ein positives Fazit: Anton Vaas, Vorstand der Aktion Hoffnung Rottenburg-Stuttgart, die die Reihe initiierte: „Wir konnten durch die Veranstaltungen viele neue Erkenntnisse gewinnen und Denkanstöße weitergeben, wie wir zu einer gerechteren Verteilung des weltweiten Reichtums kommen können. Und wir haben völlig neue Formate entwickelt und viel dazugelernt.“ Insgesamt wurden durch die Reihe über 350 Personen erreicht.
Wie ein roter Faden zog sich durch die Diskussionen die Frage, wie ein bewussterer Umgang mit den uns gegebenen Ressourcen aussehen kann. Sowohl bei den Themen Ernährung wurde deutlich, dass es besser und auf Dauer billiger ist, weniger und gezielt Waren in guter Qualität einzukaufen anstatt immer nur das auf den ersten Blick billigere Produkt zu wählen. So würde auch vermieden, dass Lebensmittel, Kleidungsstücke und andere Dinge des täglichen Bedarfs mit hohem Einsatz an Rohstoffen, Energie und Arbeitskraft hergestellt werden und nie oder sehr selten genutzt werden.
So empfahl der Koch David Mayer, seltener Fleisch zu kaufen aber dafür Wert darauf zu legen, dass dieses aus der Region kommt und die Tiere gut gehalten wurden. Er selber sei auf den Sonntagsbraten umgestiegen. Dies gilt auch für Kleidung. Vera Simon und Wolfgang Grupp jr. von Engel Naturmoden bzw. TRIGEMA betonten, dass ihre Kleidung zwar etwas teurer sei als viele Billig-Klamotten, dafür aber länger getragen werden können. So werde Unterwäsche von Engel gar an Kinder der nächsten Generation weitergegeben.
In der Debatte um Klimaschutz wurde die Schwierigkeit deutlich, Veränderungen herbeizuführen. Der Meteorologe Alexander Lehmann wies darauf hin, dass die Zeit dränge. Der Klimawandel wird sich unabhängig von den Bemühungen in den nächsten Jahren weiter verschärfen, da jetzt schon viele Prozesse in Gang gekommen sind und sich zum Beispiel die Luftbewegungen in der oberen Atmosphäre stark abgeschwächt haben (Jet-Stream). Deshalb komme es jetzt umso mehr darauf an, entschlossen zu handeln um die weitere Erwärmung des Planeten so schnell wie möglich abzubremsen.
Über dieses Ziel herrscht große Einigkeit. Allerdings wurde in der Diskussion deutlich, dass die Umsetzung von Maßnahmen nicht einfach verordnet werden kann. Oberbürgermeister Thomas Keck wies darauf hin, dass für alle Änderungen politische Mehrheiten notwendig seien. So wäre der Umbau einer Stadt weg von der Autozentrierung auch mit harten Auseinandersetzungen verbunden. Von diesem Zwiespalt berichtete auch die frühere Bundestagsabgeordnete Sylvia Kotting-Uhl. Alle wissen, dass wir einschneidende Maßnahmen brauchen. Dafür aber Mehrheiten zu bekommen, ist meist sehr schwierig und sehr langwierig. Jaron Immer von der Bewegung Fridays for Future forderte energisch mehr Tempo. Der Klimawandel ist schon Realität und ein drängendes Problem, dem viele andere Fragen untergeordnet werden müssten.
Von der Diskussionsrunde zum Thema "Faire Textilien" gibt es eine Videodokumentation:
In der entwicklungspolitischen Gesprächsreihe wurden unter dem Motto: Die Welt „FairBessern – aber wie?“ Wege gesucht, wie die Welt gerechter gestaltet werden kann. Was muss sich politisch ändern, was kann aber auch ich als Einzelperson beitragen? Veranstaltet wurde die Reihe von einem Bündnis aus kirchlichen und nicht-kirchlichen Organisationen. Initiatorin war die Aktion Hoffnung Rottenburg-Stuttgart.