Aktuelles - Aktion Hoffnung

Viele Anregungen auf dem Katholikentag

Aktion Hoffnung auf dem Katholikentag

Eine sehr gute Bilanz zieht die Aktion Hoffnung zu ihren Angeboten auf dem Katholikentag in Stuttgart. Es ist gelungen, das Thema „Faire Mode“ mit verschiedenen Facetten auf die Tagesordnung zu setzen und viele Anstöße zu geben. Vor allem am Infostand auf dem Karlsplatz fanden unglaublich viele anregende und interessierte Gespräche statt. Ein paar Schlaglichter:

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Erster Höhepunkt war die Modenschau, bei der die Crew des Future Fashion Stores aktuelle Mode und besondere Vintage-Kleidung präsentierte. Damit wurde transportiert, dass Second Hand Mode immer besonders und auch immer besonders nachhaltig ist. Ein schöner und belebender Programmpunkt auf der diözesanen Bühne auf dem Schillerplatz. Das Publikum war begeistert.

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Moderiert von Sabrina Fritz vom SWR diskutierten Expert:innen über die Frage, wie Mode fair hergestellt, produziert und weitergegeben werden kann und welche Rahmenbedingungen die Politik dafür setzen sollte. Auf dem Podium vertrat Mimi Sewalski die Bereiche Produktion und Handel, Prof. Jochen Strähle ordnete die Diskussionen wissenschaftlich ein und Anton Vaas formulierte vom Ende der textilen Kette Anforderungen an die Produktion. In Vertretung von Ministerin Svenja Schulze, die sich aktuell in der Ukraine aufhält, brachte Frank Schwabe, Religionsfreiheitsbeauftragter des BMZ die politische Perspektive ein.

In seinem Einführungsstatement skizzierte Prof. Strähle die Funktionen, die Kleidung erfüllt. Neben dem Schutz des Menschen zeigen wir mit der Art, wie wir uns kleiden, zu welcher Gruppe wir gehören wollen und schließlich ist Kleidung auch Ausdruck des jeweiligen ästhetischen Empfindens. Aus seiner Sicht ist Angst eine wichtige Motivation für den Kauf von Kleidung, denn für das Empfinden Vieler wäre es schlimm, nicht passend oder nicht ästhetisch ansprechend gekleidet zu sein. Dies sei ein wichtiger Hebel für die massive Werbung der Textilindustrie.

In der Diskussion herrschte Einigkeit darüber, dass in unserer Gesellschaft viel zu viel Kleidung produziert und gekauft wird. Die ist deshalb fatal, weil dies mit enormen sozialen und ökologischen Konsequenzen verbunden ist. Alle vier Referent:innen riefen dazu auf, weniger und dafür qualitativ bessere Kleidung zu kaufen. Anton Vaas wies darauf hin, dass es zwar sinnvolle Bestrebungen gäbe, Technologien weiter zu entwickeln um Fasern öfter nutzen zu können. Dies ist aber immer aufwendig und es wäre besser und ökologisch sinnvoller, weniger Kleidung zu kaufen.

Im Vergleich zu Lebensmitteln ist dies aber im Bereich von Textilien nicht so einfach. Es gibt hier eine riesige Anzahl von Siegeln, die jeweils vorgeben, dass die Kleidung fair hergestellt worden ist. Für Kund:innen ist die Frage nach der Herkunft auch deshalb schwer zu überprüfen, da die Lieferketten sehr lange sind und entsprechend schwer zu kontrollieren ist, ob alle Standards eingehalten wurden.

Hier sieht Frank Schwabe einen wichtigen Auftrag an die Politik, in einem europaweiten Lieferkettengesetz verbindliche Standards und Verantwortlichkeiten zu definieren. Dies sei eine schwierige aber zentrale Aufgabe für die europäische Politik. Aus seiner Sicht waren die Hoffnungen an den Grünen Knopf zu hoch gesetzt, der ja als Orientierungsrahmen für die Kundinnen und Kunden gedacht war. Da aber viele Textilunternehmen das Textilbündnis verlassen haben, fehlt eine breite Akzeptanz und Verbindlichkeit.

Für Ihr Unternehmen betonte Mimi Sewalski, dass Transparenz am Wichtigsten sei. Die Konsument:innen müssen wissen, woher die Ware kommt, wie sie hergestellt wurde und welche Kriterien bei dem jeweiligen Siegel herangezogen und wie die Einhaltung überprüft wird. Dann können die Käufer:innen nach ihren jeweiligen Kriterien entscheiden. Damit wird auch die oft unbefriedigende weil oberflächliche Einteilung in fair oder nicht fair überwunden und es werden mehr Zwischentöne in der Bewertung sichtbar.

Ein weiteres Spannungsfeld liegt darin, dass „Faire Mode“ langlebige Kleidung produzieren und anbieten will. Dies führt angesichts von immer schneller wechselnden Kollektionen vieler Textilketten dazu, dass „faire Kleidung“ als nicht zeitgemäß empfunden wird. Für die bewussten Kundinnen und Kunden entsteht die Spannung, dass sie zum einen mit ihrer Kaufentscheidung zu einem möglichst geringen Verbrauch an Ressourcen beitragen wollen, andererseits aber auch up to date und modisch daherkommen wollen. Zum Teil auch aus Angst, altmodisch zu wirken.

In seinem Ausblick wagte Prof. Jochen Strähle die Prognose, dass sich kein Modelabel in fünf bis zehn Jahren noch leisten können wird, nicht nachhaltige Produkte anzubieten, da der Markt dies voraussetze. Eine mutmachende Perspektive.

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Der Infostand der Aktion Hoffnung Rottenburg-Stuttgart war von Donnerstag bis Samstag abend durchgehend gut besucht. Interessierte wollten wissen, wo sie den nächsten Container finden, was mit der Kleidung passiert, wie die Auswirkungen von Kleiderexporten auf Länder des Globalen Südens eingeschätzt werden oder wie sich der Trend zu Fast Fashion auf die Kleiderspenden in den Containern auswirken. Vielen Dank an alle, die uns besucht haben aber auch an unsere Mitarbeiter:innen, die sich den vielen Fragen gestellt haben.

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Am Freitag und Samstag war auch viel los im Future Fashion Store x SECONTIQUE im Kaufhaus Gerber. Viele Käuferinnen und Käufer stöberten im Store auf der Suche nach besonderen Teilen. Manche wollten auch den Katholikentagsrabatt von 20% in Anspruch nehmen. Und schließlich waren auch viele Besucher:innen von außerhalb interessiert am innovativen Konzept des Stores.

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Damit geht ein für die Aktion Hoffnung intensiver aber gewinnbringender Katholikentag zu Ende. Wir sind dankbar über viele schöne und anregende Begegnungen.

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